Jahresbericht 2024 der Bahnhofsmission

...am Bahnhof ganz normaler Alltag. Täglich fahren tausende Menschen von hier los und kommen an. Pendler, Schüler, Reisende, Ausflügler oder Menschen, die Erledigungen in der Stadt zu machen haben. Der überwiegende Anteil dieser Bahnfahrenden kommt gut alleine zurecht. Die Hilfe der Bahnhofsmission nehmen sie nur selten in Anspruch. Viele wissen nicht einmal, dass es die Einrichtung am Hildesheimer Hauptbahnhof gibt. Aber wenn es dann doch zu unvorhersehbaren Störungen kommt, ist es gut, dass die Ehrenamtlichen an Gleis 2/3 hilfreich unterstützen können. Neben diesen kleinen Hilfen für Reisende am Bahnhof wie z. B. Handy aufladen, Umstiegshilfen, Bahnauskünfte oder Erste Hilfe bei gesundheitlichen Problemen, startete die Bahnhofmission Hildesheim im Mai 2024 ein neues zusätzliches Angebot für mobilitätseingeschränkte Menschen. Das Projekt „Mobile Reisebegleitung im Regionalverkehr“ möchte dafür sorgen, dass mithilfe Ehrenamtlicher Begleiter*innen auch Reisende, die eine Bahnfahrt alleine nicht bewältigen würden, diese wagen und antreten können und sicher am Zielbahnhof ankommen. Zwei solcher Begleitfahrten haben bisher stattgefunden. Es sollen natürlich noch mehr werden.

Im Gastraum der Bahnhofsmission an Gleis 2/3 kümmern sich die Mitarbeitenden der Bahnhofsmission vor allem um jene Menschen, die ziellos unterwegs und manchmal noch nie irgendwo dauerhaft angekommen sind. Für sie ist die Bahnhofsmission eine wichtige Anlaufstelle und auch ein Ort, um zumindest für eine gewisse Zeit zur Ruhe zu kommen, sich aufzuwärmen und ein offenes Ohr für Sorgen und Schwierigkeiten zu finden. Nicht jedes Problem kann hier gelöst werden. Viele Gäste erwarten das auch gar nicht. Für sie zählt das bedingungslose Angebot der Mitarbeitenden, einfach für sie da zu sein, auf Augenhöhe, mit Respekt und Empathie.

Auch im Jahr 2024 hatten die Mitarbeitenden der Bahnhofsmission mit über 7500 Kontakten zu Hilfesuchenden am Hildesheimer Hauptbahnhof wieder gut zu tun. Die Anzahl derer, die die Hilfe der Bahnhofsmission in Anspruch nehmen, ist in den vergangenen Jahren - auch aufgrund ausgeweiteter Öffnungszeiten - stark angestiegen. Täglich suchen inzwischen 20-40 Personen die Bahnhofsmission auf. Da kann es zwischenzeitlich eng werden im Gastraum. Konflikte, Pöbeleien und Anfeindungen zwischen den Gästen, aber auch gegenüber den Mitarbeitenden bleiben da natürlich nicht aus. Viele Gäste sind psychisch schwer belastet oder gestört. Alkohol- und Drogenmissbrauch spielen häufig eine Rolle und beeinflussen das Verhalten. Gemessen daran sind wir froh, dass die Anzahl der Kriseninterventionen auf niedrigem Niveau verharrt. Materielle Unterstützung in Form von Lebensmitteln, Kleidung, Schuhe, Schlafsäcken und Isomatten werden nach wie vor stark nachgefragt und kostenlos abgegeben. Die Bahnhofsmission ist hier auf regelmäßige Spenden angewiesen.

Die Öffnung der Bahnhofsmission an Samstagen wird vor allem in der kälteren Jahreszeit sehr gut nachgefragt. Samstags wird die Bahnhofsmission auch von Gästen aufgesucht, die sich an den Werktagen auf andere Anlaufstellen verteilen.  Leider musste aufgrund einer längeren Erkrankung der hauptverantwortlichen Minijobkraft ab Mitte November der Samstagsdienst bis Jahresende ausgesetzt werden. Im neuen Jahr versuchen wir zunächst im 14-tägigen Rhythmus wieder zu öffnen, bis die Mitarbeiterin genesen zurückkehrt.

Stark gestiegen ist im Jahr 2024 die Zahl der geleisteten Reisehilfen. Der überwiegende Teil dieser Reisehilfen geht dabei auf die Unterstützung Reisender mit viel Gepäck, Kinderwägen, Gehhilfen, Rollatoren oder Fahrrädern an den Treppenaufgängen zu den Gleisen zurück. Die Ehrenamtlichen Mitarbeitenden versuchten hier so gut es ging die Phase der außer Betrieb genommenen Aufzüge zu den Bahnsteigen zu überbrücken und sorgten dafür, dass z.B. auch Gehbehinderte und Schwerbepackte sicher die Treppe zum oder vom Gleis überwinden konnten. Es gab in dieser Zeit viele positive Rückmeldungen, Lob und Dankbarkeit für die unbürokratische Hilfe der Mitarbeitenden in blauer Weste. Gleichzeitig fangen die Ehrenamtlichen bei diesen Hilfen den Frust und Ärger der Reisenden auf und werben für Verständnis für die notwendigen Baumaßnahmen der Bahn.

Das Team der Bahnhofsmission

Dank des von „Aktion Mensch“ maßgeblich geförderten Projekts der Mobilen Reisebegleitung gibt es seit  Mai 2024 wieder eine zweite Hauptamtliche Kraft in der Leitung der Bahnhofsmission. Für die Koordination und Leitung des auf fünf Jahre angelegten Projekts wurde mit Jolanthe Hailer eine sehr engagierte und kompetente Mitarbeiterin gefunden, die das neue Angebot mit 19,5 Wstd. vorantreibt und begleitet.
Neben dem Team aus 15 Ehrenamtlichen im stationären Dienst, konnten auch bereits vier Ehrenamtliche für die Reisebegleitung gewonnen werden, zwei davon engagieren sich in beiden Bereichen. Im Laufe des Jahres haben zudem sechs Praktikant*innen (Schüler*innen und Student*innen) die Arbeit der Bahnhofsmission kennengelernt und mit unterstützt.

Aktivitäten und Spenden

Das Jahr 2024 begann mit einem Teamausflug nach Hannover und einer interessanten Führung durch das Funkhaus des Norddeutschen Rundfunks.
Ein zweiter Ausflug im Sommer führte die Gruppe der Ehrenamtlichen zu einer multikulturellen Stadtführung nach Braunschweig.

 

 

 

 

 

Im April beteiligte sich die Bahnhofsmission Hildesheim an der bundesweiten Sozialaktion des BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) „72 Stunden – Uns schickt der Himmel“. Eine Gruppe von  12 Jugendlichen aus der Firmvorbereitung  der kath. Kirchengemeinde St. Altfried hat mit viel Schwung und Tatendrang  den Gastraum der Bahnhofsmission frisch gestrichen sowie Waffeln gebacken und gegen Spende in der Bahnhofshalle verkauft.

Im Herbst absolvierte das gesamte Team der Mitarbeitenden eine Schulung zur Prävention sexualisierter Gewalt im Kontext des täglichen Dienstes in der Bahnhofsmission. Die Schulung wurde vom Caritasverband der Diözese Hildesheim für die Bahnhofsmission kostenfrei angeboten. Im Vorfeld der Schulung hat sich das Team bereits mit dem Thema im konkreten Arbeitsumfeld Bahnhofsmission auseinandergesetzt, Risikobereiche identifiziert und mögliche Gegenmaßnahmen diskutiert und formuliert. Diese Risikoanalyse fliest in das allgemeine Schutzkonzept zur Prävention sexualisierter Gewalt, welches das Diakonische Werk Hildesheim für alle Fachbereiche erstellt, ein.

Mehrere Großspenden aus privaten und gemeindlichen Initiativen wurden im Laufe des Jahres an die Bahnhofsmission übergeben. Diese Spenden sind überaus wichtig und helfen uns immens, die notwendigen Aufwendungen für die materielle Ausstattung, Schulungen des Teams sowie Gebrauchsartikel und Lebensmittel für den täglichen Bedarf zu finanzieren. Sie zeigen uns zugleich, dass die Arbeit und das Engagement der Mitarbeitenden für Menschen in Notlagen am Bahnhof in der Gesellschaft beachtet und wertgeschätzt wird. Das freut uns sehr und dafür danken wir allen Spenderinnen und Spendern sehr herzlich.

In der Adventszeit lud das Team der Bahnhofsmission zu einer besonderen Advents-Aktion in der parkenden S-Bahn ein. Die Besucher des „Lebendigen Advent der Nordstadt“ trafen sich diesmal an Gleis 5 und erwarteten die S-Bahn. Reisende, Wartende, Pendler und Neugierige waren eingeladen, an dem Adventlichen Impuls in der parkenden S-Bahn teilzunehmen. Bläser vom Posaunenchor am Gleis sowie Gitarrenbegleitung in der S-Bahn trugen zu weihnachtlicher Stimmung und fröhlichem Gesang bei. Das Team der S-Bahn Hannover hat die Aktion freundlich begleitet und unterstützt.

Am 4. Adventssonntag feierte die Bahnhofsmission ihren traditionellen Weihnachtsgottesdienst in der Bahnhofshalle des Hauptbahnhofs. In diesem Jahr bestand erstmals die Möglichkeit, sich persönlich segnen zu lassen und ein Friedenslicht mit nach Hause zu nehmen. Dieses Angebot wurde erfreulich gut angenommen.

Ausblick

Auch 2025 wird das Projekt der Mobilen Reisebegleitung neben dem regulären stationären Dienst viel Raum einnehmen, da es noch nicht ausreichend in der Öffentlichkeit und bei der großen Zielgruppe bekannt ist. Der „Tag der Bahnhofsmission“ und die Teilnahme an der Mobilitätsmeile Hildesheim sollen dazu beitragen, dies zu ändern.

Die Bahnhofsmission Hildesheim feiert zudem 2025 ihr 111- jähriges Jubiläum. Es soll einen Festakt und ein gemeinsames Festmahl mit den Gästen der Bahnhofsmission zu diesem Anlass geben.

Susanne Bräuer, Leiterin der Bahnhofsmission Hildesheim