Jahresbericht der Kirchenkreissozialarbeit für 2020

Rückblick und Einblicke

 

Die Kirchenkreissozialarbeit mit der Allgemeinen Sozialberatung wird an unseren sechs Beratungsstellen Standorten in Alfeld, Bockenem, Elze, Hildesheim, Peine und Sarstedt angeboten.

Die Allgemeine Sozialberatung ist die erste Anlaufstelle für Ratsuchende bei allen sozialen, sozialrechtlichen, familienrelevanten Themen und Fragestellungen, wie z.B.: bei Fragen zu Sozialleistungen wie ALG II, Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabegesetz, Wohngeld und Kinderzuschlag. Themen der Beratungen sind häufig auch finanzielle Sorgen, Probleme nach Trennung, Energieschulden, Unterstützung bei psychischen Erkrankungen.

In Alfeld, Bockenem, Elze, Peine und Sarstedt ist die Kirchenkreissozialarbeiterin gleichzeitig auch Beratungsstellenleitung.

In Verbindung bleiben, war in dem von der Covid 19 Pandemie geprägten Jahr 2020 Anspruch und Herausforderung zugleich für die Kirchenkreissozialarbeit und veränderte unsere Beratung.

Uns war es wichtig weiter zu beraten, auch während des Lockdowns ansprechbar zu sein und soweit wie möglich den Kontakt zu den Ratsuchenden, den Ehrenamtlichen und unseren Netzwerkpartner*innen zu halten und dafür neues auszuprobieren und eine große Flexibilität zu entwickeln.

Jedoch erlebten wir, dass die Kontakteinschränkungen sehr vielfältig waren und sowohl den internen Bereich (Klient, Team, Kirchengemeinden, Kirchenkreis), als auch den externen Bereich (Kommune, Netzwerkpartner, andere Institutionen, Arbeitskreise) betrafen.

Anfang März wurden an allen sechs Standorten die offenen Sprechstunden eingestellt und die Beratungstermine ausschließlich nach Vereinbarung vergeben. Wenn möglich wurde auch insbesondere während des Lockdowns telefonisch oder auch draußen beraten. Allerdings wurde deutlich, dass die Telefonberatung für Menschen mit geringen Deutschkenntnissen schwierig ist. Daher war es hilfreich, dass mit einem guten Hygienekonzept durchgehend persönlich in Präsenz beraten werden konnte.

In 2020 wurden an den sechs Standorten 514 Personen mit 1585 Gesprächen beraten. Durchschnittlich sind das 3 Beratungen pro Klient*in. Allerdings zeigt die Praxis, dass ungefähr 1/3 der Ratsuchenden einmalig die Beratungsstelle aufsucht, ein weiteres Drittel 2-3 Beratungskontakte in Anspruch nimmt und knapp 30% der Ratsuchenden mehrfach und intensiv beraten werden.  Dabei handelt es sich neben Familien auch häufig um Alleinstehende oder ältere Menschen, die manchmal über Jahre von der Kirchenkreissozialarbeit begleitet werden.

Ebenso benötigen Menschen mit Migrationshintergrund eine intensivere Unterstützung.

Über unterschiedliche Diakoniemittel, das Diakonische Werk in Niedersachsen, Stiftungen und die Kirchengemeinden, die u.a. unseren Diakoniefonds speisen, wurden insgesamt 41.000 € als Beihilfen an unsere Klientel weitergeleitet. Ein großer Schwerpunkt liegt auf der Unterstützung für Schulmaterialien. (vgl. u.s. Tabelle).

Trotz aller regionaler Unterschiede ist für alle Standorte feststellbar:

  • Coronabedingt gingen die Fall- bzw. Beratungszahlen ein wenig zurück
  • Familienberatungen waren nur bedingt möglich
  • Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund ist sehr gestiegen und liegt in den einzelnen Beratungsstellen

zwischen 30 -70 %

  • Hauptberatungsanliegen sind weiterhin Hilfe bei Antrags- und Behördenangelegenheiten zu erhalten,
  • Etliche Beratungen mit Multiproblemlagen
  • Zunahme der Krisengespräche (Vereinsamung, Partnerschaftskonflikte)

Fast alle Mitarbeiter*innen der Kirchenkreissozialarbeit erhielten Laptops und konnten zum Teil im Homeoffice arbeiten.

Wie schon angedeutet, fielen Pandemie bedingt etliche Arbeitskreise, Netzwerktreffen und Fortbildungen aus. Das Umstellen auf digitale Netzwerktreffen war ein längerer Prozess, der noch anhält.

Da jedoch an allen Standorten verschiedene Beratungsangebote zum Teil durch unterschiedliche Träger vorgehalten werden, war immer ein kollegialer Austausch gegeben.

Die Beratungsstellen sind durch die Aufnahme weiterer Beratungsdienste, wie Schwangeren-und Schwangerschaftskonfliktberatung, Schuldner-, Sucht-, Migrations- und Erziehungsberatung, Asyl e.V., Sozialpsychiatrischer Dienst und Wildrose e.V., Psychologische Beratung multiprofessionelle Beratungszentren. Das ermöglicht den Klient*innen in einer Örtlichkeit vertrauensvoll Zugang zu anderen Professionen und Hilfeangeboten zu finden.

Im Sommer 2020 verabschiedeten wir Susanne Gottschalk in den Ruhestand, die über 20 Jahre die Beratungsstelle in Alfeld leitete. Innerhalb unseres Verbandes wechselte Vivian Gumnior von Bockenem nach Alfeld und ist in Vollzeit zuständig für die Kirchenkreissozialarbeit, sowie die Schwangeren-/ Schwangerschaftskonfliktberatung zuständig.

Für die Nachfolge in Bockenem konnten wir mit Karin Hansum eine erfahrene Sozialpädagogin gewinnen, die mit halber Stelle, befristet bis Sommer 2022 als Kirchenkreissozialarbeiterin das Diakonische Werk in Bockenem leitet.

Seit Februar 2020 ergänzt Marlies Stockmeier, die mit einer halben Stelle für Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung sowie die EFL zuständig ist, das Team in der Beratungsstelle in Peine, das ein multiprofessionelles Beratungsangebot im Haus der Diakonie in Peine vorhält.

Nach wie vor besteht eine enge Zusammenarbeit mit den Integrationshelfer*innen des Landkreises Hildesheim für Geflüchtete. Ebenso wichtig ist die Kooperation mit anderen Institutionen und Trägern, wie z.B. der Caritas in Peine und Sarstedt.

Die Begleitung und Unterstützung der Gemeindebeauftragten für Diakonie in den Diakonieräumen und im Diakonieraumausschuss Peine lag in 2020 weniger auf den Treffen, sondern auf der Weitergabe von Informationen, einzelnen Telefonaten und Sonderaktionen. So entwickelte der Diakonieraumausschuss Peine einen Actionbound Diakonie.

Im September 2020 wurde ein Open Air Diakoniegottesdienst gefeiert, in dem auch alle neuen Kolleginnen aus der Beratungsstelle in Peine eingeführt wurden.

Weitere Themen und Projekte in 2020:

  • Bei den Beratungen standen Verständnisschwierigkeiten bei Antrags- und Behördenangelegenheiten, sowie finanzielle Schwierigkeiten und Probleme im Vordergrund.
  • Erschwerte Mobilität und mangelhafte Ausstattung mit ÖPNV, die dazu führt, dass überwiegend Menschen direkt aus den Standorten unsere Beratung aufsuchen.
  • Unterstützung und Begleitung der Selbsthilfegruppen, die zum Teil pausierten.
  • Die Kleiderstube Ölsburg, die im Sommer zeitweise geöffnet hatte, wurde im Herbst 2020 vorübergehend geschlossen.
  • Für Familien aus prekären Verhältnissen ist es weiterhin sehr schwierig die geforderten Schulmaterialien zu beschaffen, daher gab es hierfür wieder diverse Unterstützungsprojekt

Hilfe für Schulmaterialien und Schulstart:

  • Unterstützung für 100 Kinder in der Region Hildesheim für den Schulstart aus dem Sozialfonds Hildesheim
  •  „Ein guter Start für Lisa und Jan in Elze
    (Unterstützung für Kinder, die in die erste oder fünfte Klasse kommen)
  • „Ein guter Start für Lisa und Jan im Ambergau“ (Unterstützung für 16 Kinder, die in die erste oder fünfte Klasse kommen)
  • „Ein guter Start für Lisa und Jan in der Region Ith.“  (Unterstützung für 26 Kinder, die in die 1. und 5. Klasse kommen mit 100 € Gutscheinen)  
  • 200 Kinder wurden über eine Kooperation mit dem DWiN mit je 50 € unterstützt.
  • Im Mai 2020 ist der Lernfonds Salzhemmendorf an den Start gegangen. Die Nachfrage war gering, was auf den Lockdown zurückgeführt werden kann. Anträge können im Familienservicebüro Salzhemmendorf, bei der Schulsozialarbeiterin der KGS und im Diakonischen Werk Elze gestellt werden.

Corona-Hilfsfonds

In Peine gründeten die Stadtkirchengemeinden zusammen mit dem Diakonischen Werk die Coronahilfe Peine, die unbürokratisch mit kleineren Beihilfen Menschen gezielt unterstützt, die durch die Pandemie in besondere Schieflagen geraten sind. Die Unterstützung gewähren sowohl das DW Peine als auch die Pfarrämter, wobei diese seltener angefragt werden.

Für Hildesheim starteten die Verantwortlichen der evangelischen und der katholischen Kirche im Sommer einen Spendenaufruf an die Gemeinden und die breite Öffentlichkeit. Die Mittel aus diesem Corona-Hilfsfonds werden je zur Hälfte an den Caritas Verband und das Diakonischen Werk zugewiesen. Dort können Menschen eine Unterstützung beantragen, die durch die Pandemie in eine finanzielle Notlage geraten sind und keine anderen Hilfen beanspruchen können.

Mit diesen o.g. Projekten wurden vielen Familien in der aktuellen Situation finanziell geholfen und Chancenungerechtigkeiten bei Kindern konnten zumindest teilweise ausgeglichen werden.

Die Problematik, dass im ländlichen Bereich die Mobilität schwierig und teuer ist, bleibt bestehen. Ebenso wurde deutlich, dass Bildung und Teilhabe für Kinder und Jugendliche aus finanziell benachteiligten Familien nur bedingt möglich ist. Trotz Erhöhung und Anpassung reicht das aktuelle Bildungs- und Teilhabegesetz nicht aus. Für 2021 sind wieder kleinere örtliche Projekte im Rahmen des Schulstarts geplant.

Zukünftige Themen und Herausforderungen für die Arbeit:

  • Intensive Beratung, Begleitung und Unterstützungen von Ratsuchenden mit auch neuen Beratungsformaten (digital, etc.)
  • Ausbau der digitalen Kommunikation vor allem für Teamsitzungen und Konferenzen
  • Erhalt aller Standorte und Personalstellen in der KKSOA
  • Erhalt der niedrigschwelligen Erreichbarkeit durch eine teilweise Wiedereinführung der offenen Sprechstunden
  • Sich einsetzen für eine bessere Schulmaterialunterstützung für Familien
  • Problematik der schwierigen Mobilität im ländlichen Raum thematisieren und Lösungsansätze erarbeiten
  • Weiterhin die Integration der Geflüchteten in Kooperation mit anderen Fachdiensten begleiten und unterstützen
  • Kirchengemeinden beraten und unterstützen z.B. im Hinblick auf gemeinwesenorientierte Projekte und Aktionen
  • Enge Zusammenarbeit mit den Diakoniebeauftragten, den Diakonieräumen und den Gemeinden.
  • Begleitung von Ehrenamtlichen
  • Stärkung und Nutzung des Diakoniefonds
  • Intensivierung der internen Zusammenarbeit sowie der externen mit anderen Kooperationspartner*innen
  • Netzwerkarbeit im Sozialraum und sozialpolitische Meinungsbildung
  • Initiierung und Begleitung von Gruppen und Projekten

An dieser Stelle ein riesengroßer Dank an Alle, die unsere Arbeit mitgestalten, begleiten sowie ideell und finanziell unterstützen

Peine, 17.02.2021      Bettina Mai

Beratungszahlen und finanzielle Zuwendungen im Bereich der Kirchenkreissozialarbeit

Allgemeine Erklärungen

Über das  Diakonische Werk in Niedersachsen (DWiN), wurden aus den sogenannten BX Mittel, Beihilfen für Einzelfälle beantragt. Ebenso wurden über das DWiN, diverse Projekte zum Thema Schulmaterialien bezuschusst.

Mit den kirchlichen G15 Mittel, zur Förderungen der Arbeit mit Geflüchteten, konnten Maßnahmen und Einzelfallunterstützungen, in den Fachbereichen der Kirchenkreissozialarbeit, der Schwangeren-und Schwangerschaftskonfliktberatung, sowie der Migrationsberatung gefördert werden.

Zu den Stiftungen zählen u.a. Sozialfonds Hildesheim, Coronahilfe Hildesheim und Peine, Viktoria Luise Stiftung und Andere.