Jahresbericht Schwangerschaftskonflikt- und Schwangerenberatung für 2022

Beratungsstellen:

Das Diakonische Werk Hildesheim bietet als staatlich anerkannte Beratungsstelle nach dem Schwangerschaftskonfliktgesetz (SchKG) Beratung zu Sexualität, Familienplanung und in der Schwangerschaft sowie Schwangerschaftskonfliktberatung an. Zeitnah können Termine für die Beratungsstellen in Hildesheim, Alfeld, Bockenem, Elze, Sarstedt und Peine vergeben werden. Ratsuchende melden sich persönlich, per E-Mail oder telefonisch an. Durch den guten Kontakt zu gynäkologischen Praxen, die Vernetzung mit anderen Beratungsstellen und über unseren Internetauftritt ist das Beratungsangebot gut bekannt und leicht zu finden.

Mitarbeiterinnen:

In Hildesheim ist Kornelia Becker im April 2022 in den Ruhestand getreten. Marlies Stockmeier ist daraufhin zum 1.05.2022 von der Beratungsstelle Peine nach Hildesheim gewechselt und hat dort die Leitung der Ehe-, Familien- und Lebensberatung übernommen und auch die Beratung im Schwangerschaftskonflikt. Für die Beratungsstelle in Peine konnte die Stelle für die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung sowie die psychologische Beratung für Einzelne und Paare mit Nancy-Nadja Sandmann zum 1.09.2022 wiederbesetzt werden. In der Sozialberatung für Schwangere in Hildesheim wurde das Team ab 01.04.2022 von Mailien Broszeit, BA Sozialarbeiterin im Anerkennungsjahr, verstärkt. Alle Beraterinnen des Diakonischen Werkes nehmen fachliche Fortbildungen und regelmäßig Teamsupervision in Anspruch.

Beratung in Zahlen:

In allen sechs Beratungsstellen wurden 2022 insgesamt 398 Einzelpersonen oder Paare zu Fragen der Schwangerschaft, Hilfen und Leistungen für Schwangere und Familien, Familienplanung und im Schwangerschaftskonflikt beraten. Davon waren 128 Fälle Schwangerschaftskonfliktberatungen nach §§ 5 und 6 SchKG und 270 Fälle Beratungen in der Schwangerschaft oder in Fragen der Familienplanung nach § 2 SchKG. Psychosoziale Beratungen im Zusammenhang mit Pränataldiagnostik nach § 2a SchKG und die Begleitung im Verfahren einer Vertraulichen Geburt nach § 25 SchKG wurden nicht nachgefragt.

Schwangerschaftskonfliktberatung:

Meist genannte Gründe für die Erwägung eines Schwangerschaftsabbruchs waren in diesem Jahr psychische Überforderung, soziale Unsicherheit, abgeschlossen Familienplanung, die Ausbildungssituation und auch der Erhalt des familiären Lebensstandards. Problematisch hat sich im Landkreis Hildesheim die ärztliche Versorgung hinsichtlich ambulanter Schwangerschaftsabbrüche entwickelt. Nachdem das Helios Klinikum ambulante Operationen stark eingeschränkt hatte, musste auch der einzige niedergelassen Gynäkologe, der operative Abbrüche durchführt, in ein Operationszentrum nach Hannover ausweichen.

Soziale Notlagen:

Neben der Corona-Pandemie war das Jahr 2022 vom Krieg in der Ukraine, den Preissteigerungen durch Inflation und Energiekrise sowie von einer allgemeinen Wohnungsnot gekennzeichnet. Problematisch bei den leistungsgewährenden Behörden waren die langen Bearbeitungszeiten und gerade beim Jobcenter nicht auffindbare Unterlagen und die schlechte Erreichbarkeit. Durch die lange Wartezeit bei der Ausstellung von Geburtsurkunden beim Hildesheimer Standesamt kam es dazu, dass sich für viele Familien die Bearbeitung und Gewährung von existenzsichernden Leistungen wie Kinder- und Elterngeld, Wohngeld und Grundsicherungsleistungen dramatisch verzögerte. Gerade für Schwangere und Familien mit Migrationshintergrund, die noch nicht lange in Deutschland leben und die Sprache noch nicht gut beherrschen, ist das Leistungs- und Verwaltungssystem kompliziert und unübersichtlich.

Zuwendungen:

Wir konnten Frauen mit geringem Einkommen und in materiellen Notlagen durch Beantragung von Zuwendungen unterstützen: Bei der Stiftung Mutter und Kind - Schutz des ungeborenen Lebens wurden für Schwangere 127 Anträge gestellt. Bedauerlich ist, dass die Stiftung ausschließlich das Einkommen der Schwangeren bzw. der werdenden Eltern berücksichtigt und nicht besondere Belastungen in die Entscheidung einfließen. In besonderen Notlagen wurden Zuwendungen vom Diakonisches Werk Niedersachsen und anderen Stiftungen in 8 Fällen gewährt. Beim Hildesheimer Sozialfonds wurden für Langzeithütungsmittel für 18 Frauen die Kostenübernahme beantragt.  Der Landkreis Peine hat im Jahr 2022 ebenfalls einen Notlagenfonds für Verhütungsmittel eingerichtet. Insgesamt wurden von allen Beratungsstellen in 153 Fällen 88.565,45 Euro akquiriert. 

Netzwerkarbeit:

Die Schwangerenberatungsstellen sind gut vernetzt mit den anderen Fachdiensten des Diakonischen Werkes, mit Sozialdiensten und Akteur*innen der Frühen Hilfen wie zum Beispiel Familienhebammen. In Hildesheim und Peine arbeiten die Schwangerenberatungsstellen aller Träger in regionalen Arbeitskreisen bewährt zusammen. Hier wird regelmäßig der fachliche Austausch auch mit der Ärzteschaft gepflegt und interne Fortbildungen durchführt sowie die kommunale Netzwerkarbeit mit organisiert (Frühe Hilfen und Pränataldiagnostik). Zum Thema "Frühe Hilfen politisch strukturell verankern" hat eine dreijährige Mitarbeit im Projekt mit dem Landkreis Hildesheim und dem Nationalen Zentrum Frühe Hilfen begonnen.

Gisela Sowa, Fachbereichsleiterin Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung