Jahresbericht der psychologischen Beratungsstelle 2022

Zusammenhalten angesichts der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderung. Zusammenhalt ist eine starke Ressource in Krisenzeiten, sich eingebunden und zugehörig wissen und nicht allein fühlen gegenüber ängstigenden Veränderungen, die die Zukunft ungewiss scheinen lassen. „Zusammen stehen wir das durch!“, kann eine starke Kraft entfalten. Und Zusammenhalt setzt Zugehörigkeit voraus. In vielen Beratungsprozessen geht es im weitesten Sinn um diese Themen: aus der Einsamkeit und Isoliertheit finden, Zugehörigkeit wieder herstellen können. Viele Paare wollen ihre Liebe wiederbeleben oder stärken und damit den Zusammenhalt in ihrer Beziehung festigen.

2022 war ein Jahr der Veränderungen und Übergänge in der Lebensberatung für Einzelne, Paare und Familien. In dieser Zeit hat sich der starke Zusammenhalt des Lebensberatungsteams als hilfreich und tragfähig erwiesen.

Nach über 20 Jahren engagierten Wirkens in der Lebensberatung im Diakonischen Werk Hildesheim haben wir Kornelia Becker in April in den Ruhestand verabschiedet. 12 Jahre hat sie die Beratungsstelle gleitet, geprägt und Ihr ein Gesicht gegeben und viele Jahre war sie stellvertretene Geschäftsführerin des DW Hildesheim. Nach gut zwei Jahren habe ich meinen Dienst in unserer Außenstelle in Peine beendet und Anfang Mai die Leitung der Lebensberatung für Einzelne, Paare und Familien in Hildesheim übernommen. Die Nachbesetzung meiner Stelle in Peine war zum 1.9.22 möglich. Am 1.9. hat Nancy Sandmann, eine erfahrene Kollegin aus der katholischen EFL ihren Dienst in Peine aufgenommen. Sie ist mit einer halben Stelle für die psychologische Beratung sowie Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung zuständig.

Es gab weitere personelle Veränderungen: seit dem Sommer arbeitet Petra Kretschmer, Pastorin i.R., Pastoralpsychologin und Supervisorin als freie Mitarbeiterin im Team. Sandra Warnick, die während Ihrer EZI - Ausbildung bei uns berät, ist Ende des Jahres in Mutterschutz gegangen. Neu im Team begrüßt haben wir Vivian Gumnior, die im Herbst die Ausbildung in psychologischer Beratung am EZI begonnen hat.

In Bezug auf die Pandemie haben wir 2022 als Übergang zu mehr Normalität erlebt. Wir begannen das Jahr mit 3-G- Maßnahmen und Video- Konferenzen für das Team und teilweise für Beratungen. Im Laufe des Jahres wurde die 3-G-Pflicht aufgehoben, Teamtreffen und die meisten Konferenzen und Beratungen finden wieder in Präsenz statt. Lediglich die Maskenpflicht auf den Fluren und das häufige Lüften haben wir bis zum Jahresende beibehalten.

Am Ende des Jahres hat der Landkreis die Zuwendungen in Höhe von 30 000 € für die Beratungen nach SGB VIII, Paragrafen 16 – 28 und 41 für weitere 3 Jahre beschlossen.

Die Nachfrage nach Beratung ist wie im Jahr zuvor ungebrochen hoch.

Unser Angebot der wöchentlichen Sprechstunden, zeitnah und niedrigschwellig einen Kontakt zur Beratungsstelle herzustellen, ist meist ausgebucht, mitunter weit im Voraus!

 

Die gleichbleibend hohe Nachfrage zeigen auch die Zahlen (in Klammern das Vorjahresergebnis) der Lebensberatung.

Wir führten 316 (317) Beratungsprozesse durch, 431 (426) Personen waren beteiligt in 1121 (1237) Gesprächen. Der Rückgang bei den Beratungsstunden ist weniger der Nachfrage als dem Übergang in der Leitung und der langen Vakanz in Peine geschuldet. Außerdem hat Herr Korek mehr Supervisionsprozesse begleitet als im Vorjahr. Er stand daher weniger für Beratungsprozesse zur Verfügung.

Die Video-, und Telefonberatungen sind stark zurückgegangen von 131 im Jahr 2021 auf nur 41 im Jahr 2022. Das geht mit der weitgehenden Rückkehr zur Normalität in der Pandemie einher. Der direkte Kontakt ist für das Beratungsgeschehen ein nicht zu unterschätzender Faktor.

 

Die Beratungsprozesse verteilen sich auf gut 37 % Paarberatungen, knapp 60% Einzelberatungen und gut 2% Familienberatungen.

 

273 Kinder und Jugendliche im Alter bis 21, die in den Familien der Ratsuchenden leben, wurden bei uns gezählt. Diese durchgeführten Elternberatungen entsprechen dem Auftrag des SGB VIII, Paragraphen 16 – 28 und 41 und hatten 2022 einen Anteil von knapp 40 %, unserer Arbeit. Das ist ein Zuwachs von 5% gegenüber dem Vorjahr.

 

Bezüglich der Altersverteilung der Ratsuchenden bilden die 27–35-Jährigen die größte Gruppe.  Ein Drittel der Ratsuchenden sind junge Erwachsene von 18-35 Jahren. Bei den unter 60-Jährigen ist die Altersverteilung relativ homogen, ca. 22-23% je Jahrzehnt. 13 % der Ratsuchenden sind älter als 60 Jahre.

Die Nachwirkungen der Pandemie, die Verunsicherungen durch den Krieg, die Klimakrise und Inflation haben Auswirkungen auf die Menschen, die zu uns kommen. Die seelische Not der Ratsuchenden hat sich erhöht / verschärft.

Dementsprechend sehen wir im Bereich der Einzelberatungen Steigerungen der psychosomatischen Symptome, der Ängste, der psychischen Störungen und Erkrankungen und der Suizidalität.

Beratungsarbeit kann diese Erkrankungen begleiten und versuchen zu stabilisieren – die Behandlung dieser psychischen Erkrankungen benötigt kompetente Psychotherapie und ausreichend freie Therapieplätze.

Bei den partnerbezogenen Themen sind Beziehungsprobleme,-krisen und Beziehungsklärung der häufigste Anlass.  Auch Trennung und Scheidung sind nach wie vor häufiger Anmeldegrund. Wie im Vorjahr gibt es einen Anstieg in den die Bereichen des Streitverhaltens, Tätlichkeiten/ Gewalt. Unserer Beobachtung nach ist das auch ein Ergebnis des Leidensdrucks und der Überforderung von Paaren und Familien während der Pandemie, von der sich viele noch nicht erholt haben, bevor die nächsten Belastungen durch Inflation und Krieg auf sie zugekommen sind. Menschen, die zu Gewalt greifen, sind ratlos und verzweifelt. Besonders Familien und allein Erziehende hatten und haben unverhältnismäßig stressige Lebensumstände und sind erschöpft!

In Peine gab es im Bereich der psychologischen Beratung 99 Beratungsstunden. Hinzu kommen 59 Beratungssitzungen im Auftrag des Jobcenters, § 16a SGB II.

75 Beratungen im Bereich Schwangeren-, und Schwangerschaftskonfliktberatungen wurden in Anspruch genommen, 6 davon im Bereich der Konfliktberatung.

Die Arbeitskreistreffen des AK Schwangerenberatung wurde von Frau Stockmeier und Frau Sandmann besucht:

Auch im Standort Hildesheim führten wir 31 Schwangerschaftskonfliktberatungen in Kooperation mit der Schwangerenberatung durch – nähere Informationen zu diesem Thema entnehmen Sie bitte dem entsprechenden Jahresbericht.

In Hildesheim wurden von unseren Supervisor*innen Thilo Korek und Kornelia Becker (bis Ende April) wie im Vorjahr 64 Einzel-, und Team- Supervisionen durchgeführt. Hinzukommen 6 Stunden Mentorat durch Frau Becker.

Wir freuen uns über die Fortführung unserer Kooperationen mit der „Opferhilfe Niedersachsen“.

Das Team der Beratungsstelle wurde monatlich von dem externen Supervisor M. Keutner zuverlässig begleitet.  Nach mehr als 3 Jahren sehr kompetenter und kreativer Begleitung durch ihn, haben wir uns im Dezember von ihm verabschiedet, gemäß unseren eigenen Standards, den/die Supervisior:in regelmäßig zu wechseln.

Wöchentliche Intervisionen und Teambesprechung fanden regelmäßig statt.

Hier ein Überblick über die von den Beraterinnen und Beratern besuchten Fort- und Weiterbildungen:

  • 3 Tage Hypnotherapie (NIS)
  • 1 Tag Traumaberatung für Geflüchtete
  • 5 Tage Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung
  • Arbeitsgruppe emotionsfokussierte Paartherapie
  • Für die Qualitätssicherung im Verwaltungsbereich nahm Frau Homey an einer Fortbildung inkl. Supervision für Verwaltungskräfte im EZI in Berlin teil.

Teilnahme an Tagungen

  • Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Lebensberatungsstellen in der ev. Landeskirche Hannover
  • Jahrestagung der EKFuL (Evangelische Konferenz Familien und Lebensberatung)

Coachingangebote für Mitarbeitende in Pflegeheimen und für ein Wirtschaftsunternehmen gehörten im Rahmen unserer Kooperationen ebenso zum Angebot.

Ich danke:

dem Kirchenkreisverband und seinem Vorsitzenden Herrn Peisert für die Bereitstellung der Mittel,

dem Kirchenamt für die zuverlässige Verwaltungsarbeit,

unserem Geschäftsführer für seine Verhandlungen mit dem Landkreis und sein Engagement,

dem Landkreis für die finanzielle Unterstützung,

den geschätzten wunderbaren kompetenten Kolleg*innen für die kontinuierlich gute und hochqualifizierte Arbeit und für ihr Engagement,

all den Ratsuchenden, die uns ihr Vertrauen schenkten und mit uns gemeinsam nach neuen Lösungen für ihre Themen suchen!

 

Marlies Stockmeier im März 2023