Jahresbericht Familien in Not (FIN) 2022

Zahlen, Daten, Fakten. 2022 wurden insgesamt 65 Familien beraten. 80% der Ratsuchenden waren Frauen, überwiegend alleinerziehende Mütter. 27 der Kontakte kamen über Netzwerkpartner*innen zustande wie Jugendhilfeeinrichtungen, Jugendamt, Jobcenter, Kirchengemeinden, Grundschulen und andere Beratungsstellen. Auch ehrenamtlich Engagierte, Freunde oder Familienangehörige haben Ratsuchende an FiN vermittelt oder den Besuch der Beratungsstelle begleitet.  Insgesamt wurden finanzielle Hilfen in Höhe von 12.091,75 € ausgezahlt, wovon rd. 50% von Dritten akquiriert wurden.

Herausforderung Familie. Anlass der Kontaktaufnahme waren verschiedenste persönliche oder familiäre Krisen sowie finanzielle Notlagen. So kamen Hilfesuchende zu uns in Umbruchsituationen, weil sie sich familiär neu organisieren mussten, meist nach einer Trennung. Sorgerechts-, Umgangs- und Unterhaltsauseinandersetzungen sind die Folge, unter denen vor allem die Kinder leiden. Aber auch durch die Geburt eines Babys, die Entscheidung für eine Pflegschaft und eine neue Partnerschaft verbunden mit dem Aufbau einer Patchworkfamilie bedeuten für Eltern, Kinder und Angehörige eine große Herausforderung. In diesem Zusammenhang waren die Kosten für die Ausübung des elterlichen Umgangs ein Problem, Umzugskosten oder Kosten für Ersatzbeschaffungen von Hausrat oder Babyerstausstattung.

Im Zusammenhang mit Krankheit und Behinderung benötigten Familien Unterstützung bei der Organisation von persönlichen Hilfen, bei Kosten für Medikamente, therapeutische Geräte und Hilfsmittel, Fahrten zu Behandlungen oder Besuchen im Krankenhaus.

Dabei sein. Wiederkehrend ging es in vielen Beratungskontakten um Bildungs- und Teilhabekosten wie Schulbedarf, Fachbücher und digitale Endgeräte sowie Kursgebühren, Sportausstattung und Familienerholungen oder Ferienfreizeiten. Hierbei wird immer wieder deutlich, wie exklusiv solche - für andere selbstverständliche – Anschaffungen oder Veranstaltungen für Familien mit geringem Einkommen sind.  Auch im Jahr 2022 gab es wieder das Schulstartprojekt im Landkreis Hildesheim: Auf Initiative des Runden Tisches Kinderarmut konnten über den Sozialfonds Hildesheim Familien bei der Anschaffung von Schulmaterial für die erste Klasse wie Ranzen, Hefte, Stifte, Etui und Sportzeug mit bis zu 100 € pro Kind unterstützt werden. Allein über die Beratungsstellen des Diakonischen Werkes erhielten insgesamt 100 Familien einen Zuschuss zum Schulstart.

Hilfe! Nicht zuletzt brauchten Familien kurzfristige finanzielle Hilfe in Umbruch- und Überbrückungssituationen, im Übergang zwischen zwei Beschäftigungsverhältnissen oder bei Arbeitslosigkeit, bei Umzug, vor allem aber in Wartezeiten auf Leistungsgewährung bei Neubeantragungen. Hier ging es um Hilfen zum Lebensunterhalt, Lebensmittel, Windeln u.v.m. So waren neben den vielfältigen schwierigen Lebenssituationen für die Menschen die langen Bearbeitungszeiten bei den meisten leistungsgewährenden Behörden wie Jobcenter, Familienkasse, Elterngeld- und Wohngeldstelle sehr belastend. Auch durch die Verzögerungen bei der Ausstellung von Geburtsurkunden im Hildesheimer Standesamt kam es zu Verzögerungen bei der Antragstellung und in Folge bei der Gewährung von den Lebensunterhalt sichernden Leistungen.

Krisen. Allgemein war festzustellen, dass nach der Pandemie der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehenden anfänglichen Versorgungsengpässe und in Folge Kostensteigerungen ein großes Problem für Familien waren. Die Kostensteigerungen für Heizung, Strom und Benzin sind ein großes Problem. Aber vor allem die Preissteigerungen bei Dingen des täglichen Bedarfs wie Grundnahrungsmittel, Obst und Gemüse überfordern das monatliche Budget von Menschen mit geringen Einkünften.  

Bild: fotolia

Hildesheim spendet Wärme. Bei diesen bedrückenden Entwicklungen waren wir sehr erfreut über eine Initiative des Internationalen Chores Hildesheim: Ein Aufruf an alle Bürgerinnen und Bürger, die die Zuschüsse aus den sog. Energiepauschale nicht oder nicht in Gänze benötigen, diese an Familien in Not zu spenden. Die Zuwendungen kommen Notleidenden in der Energiekrise zugute und erfüllen somit einen guten Zweck: gelebte Solidarität in der Region.

 

Dank. Die Beratungsstelle für Familien in Not wird von einem großen Netzwerk getragen: alle Beraterinnen und Berater der Fachbereiche des Diakonischen Werkes kooperieren genauso wie das Fundraising-Management, das Kirchenamt des Kirchenkreisverbandes Hildesheim, Kooperationspartner von Firmen, Verwaltungen und freien Trägern der Wohlfahrtspflege. Und viele Privatpersonen lassen FiN Spenden anlässlich einer Familienfeier, eines Jubiläums oder aus anderen Anlässen zukommen, spenden gelegentlich oder regelmäßig. Auch freuen wir uns immer wieder über Anfragen und Angebote ehrenamtlichen Engagements: Menschen wollen nicht nur Geld, sondern auch etwas von ihrer Zeit für Familien in Not oder Unterstützung konkreter Projekte beisteuern.

Und somit gilt Ihnen allen unser herzlichster Dank für Ihr Vertrauen und jede Form der Unterstützung!

Gisela Sowa, Koordinatorin FiN

Foto: G. Sowa