Jahresbericht 2022 des Fachbereichs Migration, Flucht und Ehrenamt

Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine damit ausgelöste Zuwanderung von Menschen aus der Ukraine und anderen benachbarten Ländern stellte die Mitarbeiter*innen des Fachbereichs vor neue Herausforderungen. Seit Februar 2022 wurden bereits bestehende migrations- sowie sozialpolitische und damit verbundene strukturelle Problematiken noch deutlicher. Während Ämter und Behörden auch in den Vorjahren zur Klärung und Begleitung der Klient*innen nicht immer erreichbar waren oder Dokumente sehr spät ausgestellt wurden, verschlechterte sich die Situation im ersten Halbjahr massiv. Insbesondere bei der Aufnahme von Menschen aus der Ukraine war die Anmeldung bei Behörden und Ämtern nicht reibungslos, einschließlich der anfangs unklaren rechtlichen Aufenthaltssituation, späterer Bleibechancen oder einer Unklarheit im Bezug von Sozialleistungen. Neben diesen Herausforderungen ist die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt und die Unterbringung von Geflüchteten in ungünstigen Unterkünften bis heute nicht zufrieden stellend. Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung gegenüber ukrainischen Zuwanderern war groß. Dadurch wurden die Beratung und die Koordination der Ehrenamtlichen wieder stärker angefragt. Obwohl es auch im Jahr 2022 eine große Offenheit und hohes Engagement von Ehrenamtlichen und Wohnungsgebenden gab, ist die wohnungspolitische Lage weiterhin prekär. Es herrscht ein dramatischer Wohnraummangel und es braucht mehr sozialpolitischen Willen und gesellschaftliche Akzeptanz Wohnraum zur Verfügung zu stellen, unabhängig von Nationalität, Hautfarbe, Glauben oder Einkommen.

Hinzu kam in den Beratungsstellen ein kaum zu bewältigender Beratungsandrang bei gleichbleibenden Personalressourcen. Die Anfragen der Ratsuchenden mussten priorisiert werden, Notfälle konnten gleich bearbeitet werden, ansonsten wurden Termine vergeben. Insgesamt wurden allein in der Stadt und dem Landkreis Hildesheim bis zu 4000 neue Zugewanderte, vor allem aus der Ukraine, aufgenommen. Das Diakonische Werk setzte sich permanent für eine Personalaufstockung und Projektverlängerungen ein, so dass im Jahr 2023 von einer positiven Veränderung auszugehen ist. Unter Zugewanderten, die nicht aus der Ukraine kamen, war ein negativer Stimmungswechsel und eine Benachteiligung im Behördenkontakt deutlich spürbar. Gespräche und Austausch mit Behörden und Kolleg*innen führten zu einer stetigen Verbesserung der Situation. Zum Jahresende hatte sich die Lage etwas entspannt, so dass beispielsweise andere Zugewanderte von einem großen Sprachkursangebot und Gesetzesänderungen profitieren können. Es zeigt sich wie bedeutungsvoll es ist in Krisenzeiten und hoher Anspannung zusammenzuhalten. Menschen verlassen ihre Heimat, erleben unvorstellbares Leid und sorgen sich um die Sicherheit von Familienmitgliedern im Heimatland. Struktur, Orientierung, Halt und Zusammenhalt ist für Menschen auf der Flucht und in den Ländern, in denen sie Asyl suchen oder ankommen umso wichtiger.

Seit mehr als acht Jahren besteht der Fachbereich aus einem multiprofessionellen Team, das mehr als zehn Sprachen spricht.  Die Mitarbeitenden setzen sich für Neuzugewanderte beratend und politisch ein und unterstützen integrative sowie ehrenamtliche Strukturen. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die (dezentrale) Beratung und Begleitung für Migrant*innen, Geflüchtete und Ehrenamtliche. Zum Angebot des Fachbereichs gehören verschiedene Beratungen und Projekte, die im Folgenden dargestellt sind.

Foto: Mandy Steinberg

von links nach rechts: S. El-Sharkawy, Jennifer May, Mailien Broszeit, Jana Kuschel, Beate Ziegenfuss, zweite Reite: Omar Almustafa, Mandy Steinberg, Katja Pape-Kürstein, Ibrahim Yöndes, Hanan Alshik-Yusef

Integrationshelfer*innen im süd-östlichen Landkreis Hildesheim

Das Team der Integrationshelfer*innen besteht aus vier Mitarbeitenden (Jennifer May, Ibrahim Yöndes, Hanan Alshik-Yousef, Beate Ziegenfuß), die für die Beratung und Begleitung von Geflüchteten in den Regionen Bad Salzdetfuth, Bockenem, Holle und Lamspringe verantwortlich sind. Im Zuge des Ukraine-Russland-Krieges erlebten besonders die Mitarbeitenden der Süd-Ost-Region einen hohen Anstieg von Neuzugewanderten aus der Ukraine. Da der Wohnraum im Landkreis Hildesheim knapp war und immer noch ist, wurden in den Regionen Bad Salzdetfurth und Bockenem aufgrund des verfügbaren Wohnraums, viele Personen zugewiesen. Neben der Versorgung von langjährig begleiteten Klient*innen oder neuzugezogenen Personen aus anderen Drittstaaten, war die zusätzliche Beratung von weiteren Menschen aufgrund fehlender Personalressource und Sprachhürden schwierig. In Bad Salzdetfurth wurde deshalb Valerie Seeger als Verwaltungsangestellte eingestellt, um den hohen Andrang zu bewältigen.

Migrationsberatung in Bockenem

Katja Pape-Kürstein unterstützte das Integrationshelferinnenteam als Migrationsberaterin für erwachsene Zugewanderte in Bockenem. Da sie bulgarisch und russisch spricht, lag ihr Schwerpunkt in der Betreuung von ukrainischen Geflüchteten und EU-Bürger*innen; insbesondere aus den weiteren osteuropäischen Ländern. Der Personenkreis aus der Ukraine wurde dezentral, aber auch in zwei Hotels untergebracht und durch Katja Pape-Kürstein beraten.   

Migrationsberatung in Hildesheim/Elze

Auch in Hildesheim und Elze wurde viele Personen aus der Ukraine aufgenommen. Elena Vogel und Mandy Steinberg waren und sind für die Beratung zuständig. Da Elena Vogel russisch spricht, erlebte sie einen großen Beratungszulauf. Um den Aufenthalt in Deutschland zu sichern, haben einige von den ukrainischen Ratsuchenden das Verfahren gestartet, um ihren Spätaussiedler Status anerkennen zu lassen. Auf diesem Weg sind einige Klient*innen aus der Kategorie ukrainische Geflüchtete in die Kategorie Spätaussiedler gewechselt bzw. der Wechsel ist vorgesehen. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Spätaussiedler aus den anderen Ländern (Russland, Kasachstan) im vergangenen Jahr im Vergleich zum Jahr 2021 in der Beratung reduziert. Nach der Case Management Methode wurden weniger Spätaussiedler beraten als im Jahr davor. Die Fälle lassen sich eher als Kurzberatung kennzeichnen. Der Bedarf in Kurzberatungen und nicht in einem längeren Beratungsprozess lässt sich dadurch erklären, dass einige Klient*innen vor Ort Bekannten oder Verwandten haben, die ihnen vor allem bei den behördlichen sowie auch bei den anderen Angelegenheiten die Unterstützung anbieten. Andere Klient*innen aus afrikanischen Ländern, Nahem und Mittleren Osten wurden häufiger durch Mandy Steinberg betreut. Ein im November eingeführtes Videodolmetschen entlastete die Migrationsberatung, so dass nun auch eine Übersetzung für Menschen, die kein Deutsch sprechen möglich war. Außerdem nimmt die MBE an dem von der Stadt Hildesheim initiierten Projekt „zusammenHalt“ teil. Das Begegnungs- und Beratungszentrum 'zusammenHalt' ist eine erste Anlaufstelle für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Durch die wöchentliche Sprechstunde im Zentrum ist die MBE unter den Ukrainer*innen bekannt geworden, was dazu geführt hat, dass die Beratungsstelle neue Klient*innen bekommen hat. Mailien Broszeit unterstützte die Migrationsberatung und die Sprechstunden in dem Beratungszentrum.

Projekte, die weitergeführt wurden …

Arbeit mit psychisch belasteten Geflüchteten – in Peine, Ulrike Stille-Kretschmer und Edite Bokarius, derzeit Honorarkraft

Schwerpunktmäßig galt es im letzten Jahr, die Stelle zu sichern. Dies ist zumindest für die nächsten 2 Jahre über das DWiN  mit der Aufstockung auf eine 30-Stunden-Stelle gelungen. Ausschlaggebend war nicht zuletzt das Konzept ESTA+, sprich Entlastung und Stabilisierung für psychisch belastete Geflüchtete plus, neu hinzukommend, Fortbildungsangebote im Bereich Traumapädagogik und Selbstfürsorge für ErzieherInnen, LehrerInnen, Ehrenamtliche. Neben dem bereits bestehenden Angebot von Einzelgesprächen und Stabilisierungsgruppen wird der Bereich Fortbildung sukzessive aufgebaut. Seit Herbst 2022 sind wir nun ein kleines Team. Edite Bokarius, Heilpädagogin und aktuell Studentische Sozialpädagogin, verstärkt als Honorarkraft mit aktuell 20 Stunden im Monat den Arbeitsbereich. Sie spricht russisch und ukrainisch muttersprachlich. Neben der Unterstützung im Internationalen Café (INCA) und dem Kennenlernen und Begleiten einer Stabilisierungsgruppe für Männer im Oktober/November 2022, besteht ihre Aufgabe aktuell noch im Dolmetschen für Geflüchtete aus der Ukraine und in der Planung eines eigenen Projektes, das sich perspektivisch mit ESTA+ verzahnen kann. Im Jahr 2022 wurden bei 28 KlientInnen (16 Frauen, 12 Männer) insgesamt 98 Beratungen durchgeführt. 8 Frauen und 5 Männer hatten keinen Aufenthaltstitel sondern eine Gestattung oder Duldung. 8 Frauen und 7 Männer hatten einen Aufenthaltstitel. Von diesen 15 Klient*innen waren 3 Männer und 1 Frau JobCenter-Kunden mit einem Beratungsgutschein für psychosoziale Beratung. Im Oktober/November 2022 wurde eine Stabilisierungsgruppe für arabisch sprechende Männer durchgeführt. Diese wurde vom Landkreis finanziert. Für die örtliche Vernetzung wurden im informellen Arbeitskreis ´psychische Gesundheit Geflüchteter´ wieder Treffen in Präsenz durchgeführt. Der Arbeitskreis erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit, was sich in einer gut besuchten Teilnahme niederschlägt. Neben dem Informationsaustausch aus den jeweiligen Einrichtungen werden Fallbesprechungen durchgeführt und Synergien können so gebündelt werden.

„Frauen – gemeinsam in die Zukunft“ in Hildesheim

„Was mach ich zukünftig in Deutschland?“

„Welchen Beruf kann ich in Deutschland lernen?“

„Wie lange dauert eine Ausbildung?“

Dies sind einige Fragen, die die Frauen, die das Projekt Frauen ­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­– gemeinsam in die Zukunft besuchen, beschäftigen. Das seit 2020 bestehende Projekt, welches aus landeskirchlichen Mitteln finanziert wird, richtet sich an erwachsene geflüchtete Frauen und Frauen mit Migrationsgeschichte. Durch Einzelberatung und den Besuch der Gruppentreffen im gemütlichen Michaelis Weltcafé setzen sich die Frauen, unter Anleitung der Projektleitung Jana Kuschel, mit ihrer individuellen Zukunftsplanung auseinander. Dabei werden Ihnen wichtige Informationen zu Themen wie bspw. Berufsorientierung, Anerkennung von Zeugnissen und zum Verfassen von Bewerbungen an die Hand gegeben. Die Frauen werden ermutigt eigene Perspektiven zu erarbeiten und erhalten an die Bedarfe angepasste Hilfestellung ihre persönlichen Ziele zu erreichen. Sofern gewünscht, werden die Frauen über einen Zeitraum von mehreren Monaten begleitet. Nach dem Abflachen der Pandemie konnten im letzten Jahr endlich auch wieder Gruppenangebote wie das Frauencafé, welches einmal wöchentlich stattfindet und erlebnispädagogische Angebote, wie zum Beispiel der Besuch des Goslarer Weihnachtsmarktes oder ein Adventsnachmittag im Weltcafé umgesetzt werden.  Die Frauen, die das Projekt im Jahr 2022 besucht haben, kommen aus den Ländern Afghanistan, China, Irak, Iran, Ruanda, Republik Moldau, Somalia, Syrien, und der Ukraine. Da das Projekt erfolgreich verlaufen ist und nach wie vor ein hoher Bedarf an niedrigschwelliger Berufsorientierung speziell für Frauen besteht, geht es nun für zwei weitere Jahre, bis Ende 2024, in die Verlängerung.

Foto: Jana Kuschel

Gartenprojekt in Bockenem

In Bockenem konnte das Gartenprojekt auch im Jahr 2022 erfolgreich weitergeführt werden. Das Projektziel Begegnung und Teilhabe zu ermöglichen hat sich bewährt und wird gern von Menschen angenommen, die selbst keinen eigenen Garten haben oder Obst sowie Gemüse anpflanzen können. Der Garten wird auch zukünftig ein Ort der Partizipation, Vielfalt und Begegnung sein.

Sprachcafé in Hildesheim

Das Sprachcafé wurde in 2022 wieder tatkräftig durch sehr engagierte Ehrenamtliche unterstützt. In Patenschaften begleiteten Ehrenamtliche Neuzugewanderte, die schriftliche oder sprachliche Hilfe benötigten. Die Nachfrage Neuzugewanderte an einer Teilnahme ist sehr hoch. Das Weltcafé sucht weiterhin Personen, die Lust haben sich einmal wöchentlich ehrenamtlich in netter Atmosphäre für andere Menschen einzusetzen. Mailien Broszeit (rechts im Bild) hat das Projekt zusammen mit Mandy Steinberg umgesetzt.

Foto: Mandy Steinberg

„Weltcafé auf Reisen“ in Stadt/Landkreis Hildesheim

Seit vielen Jahren suchen Menschen unterschiedlicher Herkunft die Beratungs- und Begegnungsangebote des Diakonischen Werkes Hildesheim und das Michaelis Weltcafé auf. Immer wieder erleben die Berater*innen in der Sozial- und Migrationsberatung wie einsam sich die Menschen fühlen oder wie wenig Kontakt ausländische Personen zu ihren Mitbürger*innen haben.

Die Menschen wünschen sich Begegnung, Teilhabe und gemeinsame Unternehmungen, die manchmal auch etwas kosten, aber nicht jede/r zahlen kann. Um dies zu ermöglichen organisieren einige Berater*innen aus dem Fachbereich Migration, Flucht und Ehrenamt regelmäßig Aktivitäten und Ausflüge. Dabei geht es manchmal auch darum Vorurteile und Fremdheitsgefühle abzubauen und sich in netter Atmosphäre kennenzulernen.  Im Jahr 2022 wurden beispielsweise ein Kinobesuch oder eine Fahrt zum Weihnachtsmarkt nach Goslar ermöglicht.               

Foto: Dalya Abdi

Koordinierung Ehrenamt

Beate Ziegenfuß, Elena Vogel und Mandy Steinberg unterstützten im Rahmen ihrer Stelle, die bereits bestehenden Strukturen des Ehrenamtes und waren Ansprechpartnerinnen für Interessierte und Engagierte in Stadt und Landkreis Hildesheim. Zu den bestehenden und fortlaufenden Projekten zählt beispielsweise das Sprachcafé im Michaelis Weltcafé, aber auch die Teilnahme am Arbeitskreis „Koordinierung Ehrenamt in der Geflüchtetenarbeit“ und damit verbundene Organisation von Veranstaltungen wie das jährliche Dankesfest oder der Fachtag Integration (s. Punkt Veranstaltungen). Das Projekt läuft zum Jahresende 2022 aus und wird nicht weiterfinanziert.  

Veranstaltungen

Im Jahr 2022 hat das Diakonische Werk Hildesheim in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Koordinierung Ehrenamt Stadt/Landkreis Hildesheim das bisher größte Dankesfest für Ehrenamtliche in der Geflüchtetenarbeit gefeiert. In das von Stefan Henssler betriebene Restaurant „Ahoi“ in Hildesheim wurden bis zu 200 Gäste aus Stadt und Landkreis Hildesheim eingeladen und es wurde sich für ihr Engagement mit einem Kulturprogramm, Essen und Redebeiträgen bedankt.

Foto: Bernd Beyer

 

Flüchtlingsunterkunft in Grasdorf

In der Flüchtlingsunterkunft in Grasdorf wurden im Jahr 2022 bis zu 37 Personen aus verschiedenen Nationalitäten betreut. Es wurden Menschen aus Liberia, Namibia, Kolumbien, Irak, Iran, Afghanistan, Sudan, Türkei, Elfenbeinküste, Gambia und Indien untergebracht. Aufgrund des Wohnungsmangels wurden Zimmer wieder doppelt belegt, was ein höheres Konfliktpotenzial bot. Die psychische Labilität einiger Bewohner*innen erforderte im Umgang ein hohes Maß an Sensibilität und psychiatrischem Wissen. Um weitergehende Teilhabe für Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zu ermöglichen unterstützten Ehrenamtliche die Arbeit und Bewohner*innen tatkräftig. Die Zusammenarbeit läuft sehr zufriedenstellend. So wurde beispielsweise ein Grillen organisiert oder vereinzelt Ausflüge mit einigen Bewohner*innen. Um in der Unterkunft noch stärker für Partizipation der Bewohner*innen zu sorgen, wurde eine monatliche Bewohner*innenrunde ins Leben gerufen, die durch die Mitarbeitenden begleitet wird. Diese soll zunächst eine Plattform für Probleme, Beschwerden, gemeinsames Einbringen oder Planen von gemeinschaftlichen Interessen usw. dienen ggf. mit der zukünftigen Implementierung eines Bewohner*innenrates. Die Bewohner*innenrunde wird aber nicht die vertrauliche Beratung ersetzen, sondern ist als ergänzendes, pädagogisches, partizipatives, inklusives, alltagsstrukturierendes Angebot zu sehen. 

Statistik

 

Dienststellen

 

Anzahl der Klient*innen

 

Anzahl der Beratungen und Begleitungen

 

Kommunale und regionale Integrationshilfe im süd-östlichen Landkreis

 

 

Bad Salzdetfurth/Lamspringe

684

618

Bockenem

280

1605

Holle

45

650

Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte ab 27 Jahre

 

 

Bockenem (außerhalb MBE-Finanzierung nach dem 1.7.2022-31.12.2022)

71 (insges. 220)

273 (insges. 448)

Elze

7

11

Hildesheim

105

343

Flüchtlingsunterkunft Grasdorf

 

 

Grasdorf

37

550

Projekt „Frauen gemeinsam in die Zukunft“

 

 

Hildesheim

30

225

Arbeit mit psychisch belasteten Geflüchteten

 

 

Peine

21

98

Ehrenamtskoordinierung

 

 

Bockenem

6

72

Hildesheim

5

30

Gesamt

1440

4650

Allgemeine Herausforderungen in der Praxis

  • Personelle Unterbesetzung bei zu hoher Falldichte und hohen Beratungsbedarf
  • Fehlende Dolmetscher erschweren die Arbeit
  • Problemlage Ukraine: Anmeldung bei Behörden und Ämtern
  • Großer Bedarf nach Sprachkursen insbesondere im ländlichen Raum
  • Sprache: Anmeldung zu Sprach- oder Integrationskursen
  • Eine zu hohe Anmelde- und Antragsflut (Anträge Arbeitslosengeld 2, Kindergeld, Grundsicherung, Kindergeld, Unterhaltsvorschuss, Wohngeld, Schule…)
  • Schwieriger Kontakt zu Behörden und langes Warten auf Termine
  • Zu lange Wartezeiten für (die Verlängerung) eine Beschäftigungserlaubnis
  • Unterstützung im Bildungsbereich und in der Berufsfindung
  • Anerkennung von Bildungs- und Berufsabschlüssen
  • (Re-) Traumatisierungen und Sekundärtraumatisierungen aufgrund von Fluchterfahrungen, Angehörigen in Kriegsgebieten wie Syrien, Afghanistan, Ukraine
  • Psychosoziale Gespräche
  • Fehlende Therapieangebote und Tabuisierung psychischer Belastungen
  • Angst um die Sicherheit von Familienmitgliedern im Heimatland
  • Unsichere Bleibeperspektiven
  • Psychische Erkrankungen
  • Wohnungsmangel, Wohnungssuche, Umzüge und Hilfe bei der Wohnungssuche
  • Kontaktunterstützung und Weitervermittlung zu anderen Institutionen, Behörden, (Fach-) Ärzten, Fachdienste, Schulen, Bildungsträgern und Betrieben
  • Familienzusammenführung innerhalb Deutschlands und Europa sowie Familiennachzug aus dem Heimatland zu subsidiär Schutzberechtigten und anerkannten Flüchtlingen
  • Vermittlung von Beihilfen für besondere Bedarfe
  • Übersetzungen von Dokumenten etc.
  • Diskriminierungserfahrungen
  • Medizinische Versorgung / Termine bei Fachärzten
  • Gesundheit und Kostenübernahme sowie Anmeldung bei Krankenkassen
  • Versorgung und sozialrechtliche Fragen/Unterstützungen von Menschen mit Beeinträchtigungen
  • Schulden
  • Sozial- und aufenthaltsrechtliche Fragen
  • Unterstützung bei Anträgen und Verstehen von Briefen/Formularen
  • Kontaktaufnahme zu Behörden
  • Weitervermittlung in andere effektive Hilfsstrukturen

Resümee

Das Jahr 2022 war geprägt durch politische Konflikte u.a. in Afghanistan, Iran und vor allem durch den Ukraine-Russland-Krieg. Neben Menschen aus der Ukraine kommen trotz Pushbacks an den EU-Außengrenzen auch zukünftig Menschen aus anderen Ländern, die auf der Flucht sind, in großer Not sind und Familien, die zusammengeführt werden können. Umso wichtiger ist es die Strukturen und Stellen des Fachbereichs aufrecht zu erhalten, zusammen zu halten und perspektivisch zu sichern. Die Tätigkeiten an den verschiedenen Standorten verlangen ein hohes Spektrum an interkultureller Sensibilität, Sprache, strukturellem, politischem, rechtlichem, pädagogischem, teils psychiatrischem und psychologischem Wissen ab. Trotz der hohen Belastung war es dem Team im Jahr 2022 möglich, mit einer professionellen Arbeitsweise, Supervisionen, Achtsamkeit und persönlicher Selbstfürsorge das hohe Arbeitsvolumen zu bewältigen. Doch eine Ressourcenerweiterung ist für die weitere effektive Arbeit notwendig. Der Fachbereich Migration ist mit einer Verwaltungskraft wieder gewachsen, Stellen konnten gesichert werden und weitere Personalstellen werden zukünftig hinzukommen. Außerdem hat das Jahr 2022 wieder einmal aufgezeigt, wie wichtig die stabile Unterstützung und Wertschätzung Ehrenamtlicher ist. Positiv war die gute Zusammenarbeit und der Austausch von Haupt- und Ehrenamtlichen.

 

DANKE !

… für die gute inhaltliche, fachliche, kooperative und finanzielle Unterstützung unserer Arbeitsbereiche! Wir bedanken uns für die Unterstützung durch die evangelische Landeskirche Hannover, Diakonische Werk in Niedersachsen, Haus kirchlicher Dienste, Evangelische Erwachsenbildung, Kirchengemeinden in den Kirchenkreisen Peine, Hildesheimer Land-Alfeld, Hildesheim-Sarstedt, Stadt Hildesheim, Landkreis Hildesheim, Stadt/Landkreis Peine Kommunen Bad Salzdetfurth, Lamspringe, Elze, Alfeld, Holle/Grasdorf und Bockenem, Flüchtlingsrat Niedersachsen, Antikriegshaus Sievershausen, Jobcenter, Sozialpsychiatrischer Dienst, Bildungseinrichtungen, kooperierenden Wohlfahrtsverbänden, Initiativen und Vereinen. Dazu zählen z.B. Asyl e.V., DRK, AWO, Caritas, Brücken der Kulturen, Johanniter. Insbesondere möchten wir uns bei den Ehrenamtlichen bedanken, die sich weiterhin so stark engagieren.

Mitarbeiter*innen

Bad Salzdetfurth

Jennifer May: Flüchtlingssozialarbeit (Integrationshelferin)

Bockenem

Beate Ziegenfuss: Flüchtlingssozialarbeiterin (Integrationshelferin) und Ehrenamtskoordinatorin

Hanan Alshik-Yousef: Kommunale Integrationshelferin

Katja Pape-Kürstein: Migrationsberaterin für erwachsene Zugewanderte

Grasdorf

Beratung und Begleitung für Geflüchete in der Flüchtlingsunterkunft

Omar Almustafa

Sameh El-Sharkawy

Ibrahim Yöndes

Hildesheim

Elena Vogel: Migrationsberaterin für erwachsene Zugewanderte & Ehrenamtskoordinatorin -

Jana Kuschel: Projektleitung „Frauen und Flucht“

Mandy Steinberg: Migrationsberaterin für Erwachsene Zugewanderte, Ehrenamtskoordinatorin und Fachbereichsleitung  

Mailien Broszeit: Sozialarbeiterin im Anerkennungsjahr (bis 30.03.2023)

Holle

Ibrahim Yöndes: Integrationshelfer

Peine

Ulrike Stille-Kretschmer: Psychologische Beratung und Begleitung traumatisierter Flüchtlinge