Jahresbericht der psychologischen Beratungsstelle 2023

Gemeinsam in Vielfalt - das Motto unserer Berichte im DW Hildesheim

Die gesellschaftliche Dimension dieses Mottos ist uns wichtig, gleichzeitig beschreibt es unsere Haltung im Diakonischen Werk Hildesheim, wie auch in unserer Beratungsstelle.

Vielfalt bildet sich auf unterschiedlichsten Ebenen in unserer psychologischen Beratungsstelle ab. Menschen aus breiten Teilen der Bevölkerung, bezogen auf Geschlecht, Alter, Herkunft und der sozialen und wirtschaftlichen Situation nehmen unser Beratungsangebot wahr. Vielfältig sind ihre Lebenswirklichkeiten, Lebensentwürfe sowie Beratungsthemen. Das Gemeinsame zu entdecken und pflegen bietet eine starke Ressource. So ist es z. B. wunderbar, wenn Paare in der Beratung bei aller Unterschiedlichkeit das Gemeinsame entdecken und gleichzeitig das Verschiedensein als bereichernd erleben können.

Vielfalt findet sich in unserem Beratungsangebot: psychologische Beratung für Einzelne, Paarberatung, Familienberatung, Psychosoziale Beratung Langzeitarbeitsloser, Traumaberatung, Schwangerschaftskonfliktberatungen, Supervision und Coaching, Organisationsberatung, Schulungen, Begleitung und Mentorat für Beraterinnen in EZI- Ausbildung. Fachliche Vielfalt ist in unserem Berater*innen-Team anzutreffen.

Gemeinsam im Team: die Vielfalt der Persönlichkeiten der Berater*innen, die gegenseitige Wertschätzung und das Vertrauen unter den Kolleginnen und Kollegen bilden neben dem fachlichen Können den Fundus unserer Arbeit.

Auch 2023 gab es Veränderungen im Team der Lebensberatung. Ende Juni hat uns Nancy Sandmann, die in Peine für die psychologische Beratung und Schwangeren - und Schwangerschaftskonflikt-beratungen zuständig war, auf eigenen Wunsch verlassen. Wir bedanken uns für ihre engagierte Arbeit und wünschen ihr alles erdenklich Gute für ihren weiteren Weg. Seit Juli führt Barbara Hermanns die Lebens- und Paarberatungen in Peine, zusätzlich zu ihrem Dienst in Hildesheim, durch. Seit Ende 2023 arbeitet Kornelia Becker als Honorarkraft in unser Beratungsteam. Herzlich willkommen zurück!

Der Kreis unserer Supervisor*innen ist gewachsen. Neben Thilo Korek stehen Petra Kretschmer, Olga Scheiermann und Alexandra Beiße, (ab 2024 Kornelia Becker) für Supervisionen zur Verfügung. Ende des Jahres hat Thilo Korek sein 30. Dienstjubiläum gefeiert, ein Anlass, seinen umfangreichen professionellen Werdegang zu würdigen und ihm für seinen persönlichen und engagierten Einsatz und seine gute Arbeit zu danken.

2023 war das erste Jahr ohne Coronabeschränkungen. Als letzte Maßnahme wurde Anfang des Jahres die Maskenpflicht auf den Fluren aufgehoben. Die Anmeldesprechstunden erfolgen weiterhin nach telefonischer Anmeldung - ein sinnvolles, weil planbares Überbleibsel aus der Pandemie.

Die Nachfrage nach Beratung ist wie im Jahr zuvor ungebrochen hoch. Dies zeigen auch die Zahlen (in Klammern das Vorjahresergebnis) der psychologischen Beratung. Wir verzeichnen einen Anstieg der Anzahl der Ratsuchenden sowie der durchgeführten Beratungsgespräche.

Wir führten 2023 331 (316) Beratungsprozesse durch, 454 (431) Personen waren beteiligt in 1188 (1121) Gesprächen.

Wir mussten leider weiterhin mit Warteliste arbeiten. Die durchschnittliche Wartezeit betrug nahezu das ganze Jahr über 8-12 Wochen. Nur Ende des Jahres entspannte ich die Situation etwas, so dass die Wartezeiten im Dezember bei 4-6 Wochen lagen. Der Beratungsbedarf ist ungebrochen hoch. Nahezu 20% der Beratungsprozesse endeten wegen „Verweisung an andere Einrichtungen“. Damit sind in der Regel psychotherapeutische Maßnahmen gemeint, ambulant oder stationär. Wir beraten viele Menschen stabilisierend, die lange Wartezeiten auf einen durch die Krankenkassen finanzierten Therapieplatz überbrücken müssen. Die Lebensberatung übernimmt auch in diesem Bereich Aufgaben, die von öffentlichem Interesse sind.

Die Video-, und Telefonberatungen finden weiterhin statt, fallen jedoch zahlenmäßig immer weniger ins Gewicht.

Die Beratungsprozesse verteilen sich auf gut 44 % Paarberatungen, knapp 53 % Einzelberatungen und gut 3 % Familienberatungen.

319 (273) Kinder und Jugendliche im Alter bis 21, die in den Familien der Ratsuchenden leben, wurden bei uns gezählt. Diese durchgeführten Elternberatungen entsprechen dem Auftrag des SGB VIII, Paragrafen 16 – 28 und 41 und hatten 2023 einen Anteil von knapp 40 %, unserer Arbeit.

Zur Altersverteilung der Ratsuchenden: 22% der Ratsuchenden sind zwischen 18-35 Jahre alt. Bei den 30–60-Jährigen ist die Altersverteilung relativ homogen, ca. 24-27% je Jahrzehnt. 15% der Ratsuchenden sind älter als 60 Jahre.

Im Bereich der Einzelberatungen sind die am häufigsten genannten Anlässe „kritische Lebensereignisse und Verlusterlebnisse“, dicht gefolgt von „depressivem Erleben“ und „Selbstwertproblematik“. Die Fälle mit Suizidalität bewegen sich zahlenmäßig auf niedrigem Niveau, allerdings haben sie sich gegenüber 2022 verdoppelt.

Bei den partnerbezogenen Themen sind „Beziehungsprobleme, -krisen und Beziehungsklärung“ der häufigste Anlass, dicht gefolgt von „Kommunikationsproblemen“. Auch „Trennung und Scheidung“ bzw. „Folgen von Trennung und Scheidung“ sind nach wie vor häufiger Anmeldegrund. Wie im Vorjahr gibt es weiterhin einen Anstieg in den Bereichen des Streitverhaltens, der Tätlichkeiten/ Gewalt.

In Peine zählen wir im Bereich der psychologischen Beratung 108 Beratungsstunden. Hinzu kommen 16 Beratungssitzungen im Auftrag des Jobcenters, § 16a SGB II. Die Zahlen für die Schwangerenberatungen in Peine sind dem Bericht des Fachbereiches Schwangerenberatung zu entnehmen.

In Hildesheim führten wir 32 Schwangerschaftskonfliktberatungen in Kooperation mit der Schwangerenberatung durch – nähere Informationen zu diesem Thema entnehmen Sie bitte dem entsprechenden Jahresbericht.

In Hildesheim wurden von unseren Supervisor*innen 49 Einzel-, und Team- Supervisionen durchgeführt. Hinzukommen 7 Stunden Mentorat.

Wir freuen uns über die Fortführung unserer Kooperationen mit der „Opferhilfe Niedersachsen“. Darüber hinaus bestehen Kooperationsvereinbarungen im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements mit verschiedenen Unternehmen in und um Hildesheim.

Zusammen mit Frau Bea Hofmayer vom Opferhilfebüro in Hildesheim hielt Marlies Stockmeier im September einen Fachtag für Sozialarbeiter*innen des Allgemeinen Justizsozialdienstes zum Thema „Trauma“. Ein weiterer Fachtag für Leitende des Allgemeinen Justizsozialdienstes ist für 2024 geplant.

Thilo Korek schulte ehrenamtliche Mitarbeitende der Bahnhofsmission zum Thema „wenn die anderen nicht wären – Umgang mit herausfordernden Gästen“.

Im Januar haben wieder mit PastorInnen des Kirchenkreises auf der Hochzeitsmesse vertreten.

Das Team der Beratungsstelle wurde monatlich von dem externen Supervisor M. Möller aus Großburgwedel begleitet.

Wöchentliche Intervisionen und Teambesprechung fanden regelmäßig statt.

Hier ein Überblick über die von den Beraterinnen und Beratern besuchten Fort- und Weiterbildungen:

  • 19 Tage “Steuern, Leiten und Begleiten – Gruppendynamische Kompetenz für die Arbeitswelt von morgen“
  • 3 Tage: Hineinwachsen in die Elternrolle – Begleitung und Beratung bei Postpartaler Depression und anderen Belastungen in der Prä- und Postpartalphase
  • 1 Tag: Gewalt in Partnerschaften und Familien
  • 2 Tage „Wir lieben und doch oder? Selbstwirksamkeitserfahrungen als Schlüssel einer erfolgreichen Paartherapie“
  • Für die Qualitätssicherung im Verwaltungsbereich nahm Frau Homey an einer Fortbildung inkl. Supervision für Verwaltungskräfte im EZI in Berlin teil.

Teilnahme an Tagungen und Netzwerken

  • Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Lebensberatungsstellen in der ev. Landeskirche Hannover
  • Leitungskonferenz der Fachstelle psychologische Beratung
  • Jahrestagung der EKFuL (Evangelische Konferenz Familien und Lebensberatung)
  • Mentoren Konferenz
  • Kommunaler Workshop der Frühen Hilfen in Hildesheim
  • Wir sind dem Netzwerk HiKiP (Hilfe für Kinder psychisch kranken Eltern) beigetreten.

Im Dezember fand auf Sprengelebene ein Austausch der Leiterinnen der Lebensberatungsstellen und Vertreter*innen der jeweiligen Träger mit Regionalbischöfin Fr. Dr. Ruck Schröder statt. Es ging um die Bedeutung und Finanzierung der psychologischen Beratungsarbeit im Sprengel unter gegenwärtigen und zukünftigen Aspekten.


Zu guter Letzt danke ich:

allen denen, die unsere Arbeit ermöglichen:
den geschätzten kompetenten Kolleginnen und Kollegen für die kontinuierlich gute und hochqualifizierte Arbeit und für ihr Engagement,

dem Kirchenkreisverband für die Bereitstellung der Mittel,dem Kirchenamt für die zuverlässige Verwaltungsarbeit,

unserem Geschäftsführer für sein wohlwollendes Interesse und Engagement,

dem Landkreis für die finanzielle Unterstützung,

all den Ratsuchenden, die uns ihr Vertrauen schenkten und mit uns gemeinsam nach neuen Lösungen für ihre Themen suchen!

Marlies Stockmeier im März 2024