Jahresbericht Schwangerschaftskonflikt- und Schwangerenberatung für 2021

In den sechs staatlich anerkannten Beratungsstellen des Diakonischen Werkes in Hildesheim, Alfeld, Bockenem, Elze, Sarstedt und Peine wird Beratung nach dem Schwangerschaftskonfliktgesetz (SchKG) angeboten. Für die allgemeine Sozialberatung zu Schwangerschaft, Sexualität und Familienplanung sowie für die Schwangerschaftskonfliktberatung werden in allen Dienststellen zeitnah Termine vergeben. Durch den guten Kontakt zu gynäkologischen Praxen und die Vernetzung mit anderen Diensten im Bereich Frühe Hilfen und Pränataldiagnostik ist das Beratungsangebot des Diakonischen Werkes gut bekannt und etabliert.

In Verbindung bleiben  war auch im zweiten Jahr der Pandemie die große Herausforderung für die Beraterinnen und Verwaltungskräfte der Beratungsstellen: Eine niedrigschwellige Erreichbarkeit sollte erhalten bleiben und gleichzeitig waren Beratene und Mitarbeiterinnen durch ständige Anpassung der Hygienekonzepte vor Ansteckung zu schützen. Vielfach konnte Beratung und Antragstellung telefonisch, per E-Mail oder per Videokonferenz möglich gemacht werden. Die technische Ausstattung der Beratungsstellen wurde entsprechend ergänzt und die Mitarbeiterinnen im Sinne des Blended Counseling fortgebildet. Die meisten Ratsuchenden waren jedoch froh, dass persönliche Beratung in allen Stellen möglich war.

2021 wurden insgesamt 382 Einzelpersonen oder Paare (2020: 432) zu Fragen der Schwangerschaft, Hilfen und Leistungen für Schwangere und Familien, Familienplanung und im Schwangerschaftskonflikt beraten. Davon waren 137 Fälle Schwangerschaftskonfliktberatungen nach §§ 5 und 6 SchKG (2020: 132) und 242 Fälle Beratungen in der Schwangerschaft oder in Fragen der Familienplanung  nach § 2 SchKG (2020: 296). Hinzu kamen drei Beratungsfälle mit Folgeberatungen im Zusammenhang mit Pränataldiagnostik nach §2a SchKG (2020: 4). Meist genannte Gründe für die Erwägung eines Schwangerschaftsabbruchs waren in diesem Jahr die Unvereinbarkeit mit einer Ausbildung, Gründe in der Partnerschaft und die Angst vor Überforderung.

Gerade für Frauen mit Migrationshintergrund war die Möglichkeit der persönlichen Beratung sehr wichtig. Alle Beratungsstellen des Diakonischen Werkes können die Sprachassistenz mit Hilfe einer Telefondolmetscherin über Worte helfen Frauen nutzen. In zahlreichen Beratungsgesprächen war die Verunsicherung bezüglich COVID 19 und der entsprechenden Impfung Thema.

Pandemiebedingt haben Behörden den Publikumsverkehr stark eingeschränkt. Somit benötigen Ratsuchende verstärkt Unterstützung bei der Antragstellung auf Sozialleistungen wie Grundsicherung, Kindergeld oder Elterngeld. Leistungsberatung und praktische Unterstützung sind auch vor dem Hintergrund der zunehmend angespannten und prekären finanziellen Situation vieler Haushalte zu sehen. Für existenzsichernde Bedarfe, notwendige Anschaffungen in der Schwangerschaft und für Langzeitschwangerschaftsverhütung wurden in allen Beratungsstellen Beihilfeanträge bei der Stiftung Mutter und Kind, beim Hildesheimer Sozialfonds oder beim Diakonischen Werk in Niedersachsen gestellt und finanzielle Hilfen akquiriert. Bei insbesondere jungen Klientinnen gab es intensive und langfristig angelegte Beratungskontakte in Kooperation mit Familienhebammen und Jugendhilfeeinrichtungen. Stark belasteten oder psychisch kranken Frauen konnten stabilisierende psychologische Beratungsgespräche entweder direkt von der Beraterin angeboten oder vermittelt werden.

Gisela Sowa, Fachbereichsleiterin Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung

Hildesheim, im Februar 2022